Brauchen 2
im letzten Newsletter ging es um das Hinterfragen des Brauchens von Genussmitteln wie auch Beschäftigungen mit Arbeit, Freizeit, Medien etc. Heute geht es mir mehr um die immateriellere Seite dieses „Brauchens“, nämlich im Bereich der menschliche Beziehungen. Auch dort glauben viele Menschen, dass sie Andere brauchen. Sie leiden unter deren Abwesenheit oder entwickeln Verlustängste aus negativen dauerpräsenten Gedanken. Die Folge ist eine Beeinträchtigung des Lebensgefühls, da diese Personen in einem empfundenen Dauermangel leben. Desweiteren herrscht oft die Auffassung, Leid sei ohnehin automatisch da, da ein möglicher Verlust schmerzhaft wäre.
Jemand zu lieben oder zu schätzen bedeutet nicht, die Person automatisch zu brauchen (= ohne sie nicht leben zu können).
Es ist hilfreich, die Punkte bewusst zu benennen, die man an einer Person schätzt. So entkoppeln wir diese Vorzüge von einem Mangel.
Viele Betroffene argumentieren gerne, man vermisse doch automatisch Jemand, den man „braucht“(=liebt, schätzt, sehr mag etc.) , wenn er nicht da sei.
Das ist Klammern. Oder ein „Brauchen“ in einem extremen Mangelzustand, der allein durch eine räumliche Abwesenheit entsteht. Hier würde es allerdings eher bedeuten, dass der Betroffene nicht allein sein kann und nicht, dass er den Anderen schätzt und ihn deshalb so sehr braucht. Hier ist es sinnvoll, sich Selbstwert und Selbstbestimmung zuzuwenden und eigene Aktivitäten, eigene menschliche Verbindungen zu pflegen um das Eigenständige zu stärken und die Abhängigkeit an sich zu schwächen.
Auch hier gilt: wenn wir wissen warum wir eine Person wirklich schätzen, reduziert sich das Mangelempfinden deutlich. Und der Begriff des „Brauchens“ benötigt deutlich weniger Raum.
Liebe Leser, ich wünsche Ihnen ein hochsommerliches Wochenende und eine wunderbare Urlaubszeit !